ARCHÄOLOGISCHE FUNDSTÄTTE LORON-SANTA MARINA
Das Kap zwischen den Buchten Valelunga und Santa Marina wurde von Einheimischen seit jeher Loron genannt.
Das Kap zwischen den Buchten Valelunga und Santa Marina wurde von Einheimischen seit jeher Loron genannt. Im Mittelalter war es im Besitz des Bischofs von Poreč, durch welchen Loron wieder aufgeforstet wurde. Die Einheimischen brachen Steine und produzierten Kalk in Kalksteinbrüchen, während in den 60-er Jahren des 20. Jh. dazu auch ein großer Olivenhain angebaut wurde.
Mitte des 19. Jh. erkannte Pietro Kandler, dass die Ruinen der alten Mauern, die an der Küste zu sehen waren, zu den antiken Lokalität Figlini gehörten und zur Herstellung von Amphoren dienten. Die ersten archäologischen Ausgrabungen wurden jedoch 1994 durchgeführt. Seither versuchen mehrere kroatische, französische, italienische und andere Archäologen Jahr für Jahr ununterbrochen das Licht auf das große archäologische Erbe zu werfen, weil dieses Erbe zu den bedeutendsten in der Republik Kroatien gehört.
Die archäologische Fundstätte, heute als Loron bekannt, besteht aus zwei großen Komplexen aus der Römerzeit, die etwa 400 Meter voneinander entfernt sind. In der Antike waren sie durch Wege und Arkaden miteinander verbunden. Am Südhang, in Richtung Červar, befindet sich figlina - eine Anlage zur Herstellung von Ölamphoren. Auf der Westseite, die auf Santa Marina blickt, befindet sich eine maritime Villa. Die beiden wurden zur gleichen Zeit, um das Jahr 10 n. Chr. errichtet und das haben sie dem Willen von Sisenna Statilius Taurus, einem berühmten Namen des antiken Roms zu verdanken. Sisenna Statilius Taurus hatte den Rang eines Senators, übte aber auch das Amt eines Konsuls aus. Sein Vater galt, neben Octavian Augustus, als der dritte Mann des Imperiums. Die Villa mit dem dazugehörigen Figlin befand sich im Herzen eines großen Landbesitzes, der einen großen Raum des heutigen Gebiets der Gemeinde Tar-Vabriga Torre-Abrega einnahm. Nach Sisenna Statilius Taurus ging das Eigentum an andere hohe Beamten über. Zu den berühmtesten gehört sicherlich Calvia Crsipinilla, eine Frau, die mit Kaiser Nero intim war. Zur Zeit der flavischen Dynastie wurde der Besitz im kaiserlichen Eigentum und blieb es zumindest bis Kaiser Hadrian. Dieses Landgut wurde hauptsächlich für die Förderung von Öl geschaffen, welches entlang des Flusses Po in das Gebiet des heutigen Österreichs und in die pannonische Region exportiert wurde. Das in Loron hergestellte istrische Öl hatte daher einen großen Markt. Neben der Ölproduktion mangelte es auch nicht an der Weinproduktion und der Verarbeitung von Meeresfrüchten.
Figlina ist eigentlich ein großer Komplex (170 x 90 m), der durch eine Zufahrtsrampe in zwei Module geteilt ist.
Das westliche Modul diente als Handwerkerwohnung, es verfügte über ein kleines Badezimmer und ein paar Toiletten. Die eigentliche Fabrik, die das östliche Modul einnimmt, war um einen großen Innenhof herumangeordnet, in dem sich eine Badewanne befand und die Räume am Meer dienten als Lager. Da gab es große Hallen zum Trocknen von Amphoren und Verarbeitungsräume, in denen Handwerker Amphoren herstellten. Das Herzstück der Fabrik war ein Raum mit großen Öfen, in denen Amphoren gebrannt wurden. Die Amphoren wurden mit dem Namen des Fabrikbesitzers gestempelt. So lassen sich die Namen der Besitzer von Sisenna bis zu Kaiser Hadrian zurückverfolgen. Die Produktion von Amphoren wurde auch später fortgesetzt, jedoch ohne Stempel, und dauerte bis zum Ende des 3. Jahrhunderts. Aus archäologischer Sicht weist die Anlage einen gut sichtbaren Gesamtgrundriss auf und die Behandlung der Wände ist hochwertig. Das, was diese Lokalität noch wichtiger macht, sind die Überreste eines außergewöhnlich gut erhaltenen Amphorenofens.
Die Maritime Villa ist eine große Residenz (130 x 60 m) mit einer Terrasse, die sanft zum Meer hinabfällt. Sie verfügte über eine große, gut erhaltene, Zisterne. Im Grundriss erkennt man: quadratische Räume, die als Büros in der Landgutsverwaltung dienten, eine große Ölmühle mit zwei Pressen, eine monumentale Treppe, die in den Innenhof der Villa führte. Die Wohnräume hatten Blick aufs Meer, mit einer großen repräsentativen Halle und einem Swimmingpool. Die Zisterne, die Ölmühle und das Treppenhaus sind vor Ort zu besichtigen und zeichnen sich durch ihren Erhaltungsgrad aus. Die Villa diente als Wohnsitz für die Verwalter von Sisennas Landgut und danach auch für die Kaiser. Es ist eine sehr wichtige Villa, da es der einzige Fall ist, dass innerhalb desselben Grundstücks eine Villa mit einem Figlin-Projekt gebaut wurde. Dies, was die beiden Komplexe besonders macht, ist eigentlich die Einzigartigkeit des Projekts, welches von hochkarätigen Architekten im Auftrag von Sisenna Statilius Taurus durchgeführt wurde. Auf dem Territorium des gesamten Römischen Reiches ist Figlini aus Loron vorerst unübertroffen.